Montag, 8. September 2014

"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben" - Ein Wochenende in Yen Bai

Hallo meine lieben Freunde!
Ich fühle mich dazu verpflichtet euch von einem Wochenende zu erzählen, das sich tief in mein Herz geprägt hat.

Am Freitagabend um 11 brachen wir auf, das Ziel der Reise war ein kleines Dorf in der Yên Bái Provinz, nördlich von Hanoi. Dort wollten wir mit den Kindern das Mid-Autumn-Festival feiern, ein Fest zur Ehren des Mondes und der Kinder. Mit an Bord der zwei Busse waren neben mir und meinen zwei internationalen Freunde Rikke und Tom noch ca. 25 vietnamesische Studenten vom VPV-Club, der Organisation für die ich auch arbeite. Somit war das auch eine Art erste Dienstreise für mich, der Dienst gestaltete sich aber ganz angenehm. Außerdem an Bord waren auch jede Menge Süßigkeiten, selbstgebackene Mooncakes, Kleidung und Spielzeug für die Kinder und eine Gitarre für die Kindgebliebenen, womit dann auch schnell klar war, dass der Schlaf während dieser Nacht im Bus auch eher beschränkt bleiben würde.

Das Dorf, das wir besuchten, war nur durch eine Art Weg zu erreichen, der einen gut durchschüttelte. Zweimal mussten wir aussteigen um Steine auf die Fahrbahn zu werfen, damit der Bus überhaupt durchkam. Die Landschaft die uns dort erwartete entschuldigte aber einiges.
Das Dorf bestand aus sehr traditionellen Häusern mit Strohdach, die sich alle an eine Straße reihten, die Einwohner schienen aber nicht sonderlich arm.

Die Kinder des Dorfes schienen uns "Langnasen" eine Mischung aus Angst und Neugierde entgegen zu bringen und machten sich einen Spaß daraus uns zu leise zu verfolgen, sobald wir uns aber umdrehten schreiend wegzurennen. Das Eis war aber schnell gebrochen und so bestand unsere Hauptaufgabe für den Mittag darin, mit den Kindern "Faules Ei" zu spielen und den Chicken Dance zu machen, was uns und den Kindern gleichermaßen unglaubliche Freude bereitete.

 
Fun with the Kids
 Am Abend stand dann das Dinner mit den Hohen Tieren des Dorfes an, wir wurden in ein großes traditionelles Stelzenhaus eingeladen. Anscheinend ist es eine vietnamesische Tradition Ausländer mit Reiswein abzufüllen und da sich Rikke und Tom strikt weigerten, kam mir die Ehre zu teil mich in einen Kreis mit älteren vietnamesischen Herrschaft zu setzen. Also wurde das erste Tässchen auf den Bürgermeister getrunken, dann auf den Hausbesitzer, auf den Dorfältesten und in regelmäßigen 2 Minuten auf jede Menge andere Männer die anscheinend ebenfalls sehr wichtig waren und es sich nicht nehmen liesen mit mir ein paar Worte zu wechseln, wobei das ganze dank meiner Vietnamesischkenntnisse dann meistens auf ein Monolog und ein nettes Lächeln meinerseits hinauslief. Vor lauter Prozedur (der Tischgast kommt an, kollektives Händeschütteln, einschenken, mit jedem anstoßen und "tram pham tram" - einhundert Prozent in den Rachen) blieb nur irgendwie das Essen komplett auf der Strecke, sodass ich irgendwann verzweifelt fragte ob es denn unhöflich sei, als einziger zu essen. War es zum Glück nicht, sodass das Dinner wirklich viel Spaß machte und die Männer ganz entzückt ob meiner Trinkfestigkeit waren (Dank hier an SchwAbitur und DS11;))

Die kleine Linh und ich :)
Am Abend feirten wir dann das Fest. Die anderen Freiwilligen hatten eine Bühne aufgebaut und unterhielten die wirklich vielen kleinen und großen Besucher mit Spielen, Gesangs- und Kung-Fu-Einlagen und dem traditionellen Drachentanz.
Gegen später wurde das ganze zu einer Art Karaoke ausgeweitet, wir hatten wirklich viel Spaß beim mitsingen und Feuerzeug wedeln. Zweimal wurde ich vom Bürgermeister mit auf die Bühne gezogen wo ich dann etwas verloren, aber amüsiert mit ihm zusammen Arme oder Fächer schwenken durfte.

Insgesamt durften wir sehr oft als Fotomotiv herhalten. Aber diese Fotosache ist hier in Vietnam sowieso eine Sache für sich. Sobald man eine Kamera zückt kommen 20 Leute angerannt, die sich irgendwie auf das Bild zu drücken versuchen.
Gruppenbild! :)
Der Plan war ein Bild zu zweit mit meinem kleinen Freund in gelb
Erfolg unserer Arbeit: Der Schulhof
Was mich aber tief beeindruckte, war die Herzlichkeit und Fröhlichkeit der Menschen und insbesondere der Kinder und das Zusammengehörikeitsgefühl im Dorf.
Besonders deutlich wurde diese am nächsten Morgen, als das halbe Dorf sich beteiligte, eine Art Schulhof zu bauen, was ich zuvor als die Arbeit von uns Freiwilligen verstanden hatte.
Wir halfen jedoch natürlich fleißig mit, sodass die Kinder jetzt einen guten Platz zum spielen haben. Mir persönlich tat es sehr gut etwas mit den eigenen Händen zu tun und so war ich nach der harten Abend ziemlich müde, aber befriedigt.
Mit diesem Gefühl lies es sich gut das wahnsinnig erfahrungsreiche Wochenende abschließen und dem Weg zurück nach Hanoi bestreiten.


P.S.: Ich habe jetzt auf der linken Seite eine Diashow installiert. Wenn ihr darauf klickt, kommt ihr zu einem Webalbum, indem ihr all meine Bilder findet. Noch einmal vielen Dank an alle Leser und Spender, ich hoffe, das hier war nicht zu lang. Anregungen und Fragen dürft ihr gerne kundtun! :)

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