Montag, 1. September 2014

Metaebene in mir selbst

Aus meinem Tagebuch vom 26.08.14:

Heute ist mein zweiter Tag in Hanoi. Ich habe schon so manches gesehen, viel neues. Doch bis jetzt nur mit den Augen.
Am Abend laden uns die drei French Guys ein mit ihnen noch ins Old Quarter zu gehen, ein paar Bier trinken. Ein paar Bier könnte ich gut gebrauchen, also rede ich auf David ein, er lässt sich überreden und schlappt mit seinen Flip-Flops hinter uns her aus der Tür des Peace House in das abendliche Hanoi.
Die Luft ist schwül, aber auf eine angenehme Art und Weise. Das ganze fühlt sich irgendwie nach Urlaub an.
Die drei Frenchies, von denen ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht einmal die Namen weiß, deuten an wir sollen uns hinter sie auf ihre Motorbikes schwingen. Charly bietet mir seinen Helm an, ich nehme dankend an. Immerhin hab ich den sagen wir mal unkonventionellen Straßenverkehr heute schon gesehen und der Geist meines Autounfalls vor 2 Wochen steckt wohl auch immer noch irgendwo in meinen Gliedern.
Wir sind startklar, die Motoren heulen auf und wir verlassen unsere schmale Häuserschlucht.
Vor uns liegt die große Straße, getüncht in das Licht der Reklameschilder und Shops, die von ihren Zimmern direkt auf die Straße überzugehen scheinen. Meine Sinne fahren Achterbahn, es schmeckt nach Reis und Benzin und von überall tönen die Hupen der Motorbikes und ergeben eine Art Konzert. Ein freundliches Konzert, die Hupen sind nicht böse, viel eher scheinen sie zu sagen: Hey, hier bin ich!
Der Fahrtwind streicht um meine Ohren als Charly noch einmal richtig Gas gibt. Er umkurvt ein paar Vespas fährt gerade noch durch die Lücke zweier Autos. "That's awesome!", schrei ich ihm ins Ohr und muss dabei lachen. Er nickt.
An der nächsten Ampel hält ein Taxi neben uns. Als ich durchs Fenster schaue sehe ich das Gesicht eines älteren Vietnamesen. Er lacht mich aus vollem Herzen an und ich lache zurück. Wahrscheinlich wundert er sich ob der einwandfreien kulturellen Integration dieser sechs europäischen Langnasen. die da neben ihm stehen.
Als wir weiter in die Nacht fahren, habe ich das erste Mal das Gefühl die Stadt zu fühlen, zu spüren auf allen Kanälen. Es ist einer dieser Momente in denen die Euphorie es schafft Körper und Geist voll einzunehmen, man das Gefühl hat über sich selbst zu schweben und dennoch mittendrin zu sein. Eine Art Metaebene in sich selbst. Es fühlt sich gut an.

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