Dienstag, 1. September 2015

Đi về nhà - Danksagungen


Liebe Freunde, Verwandte, Interessierte!
Auch die schönste Reise muss irgendwann einmal ein Ende haben und diese endete in einem Moment und einer Art und Weise die sich für mich sehr richtig anfühlt.
Sonntag letzter Woche bin ich wieder auf dem Flughafen gelandet, da wo die Reise genau 365 Tage vorher begann. Ich wurde von meiner Familie und meinen Freunden sehr herzlich empfangen und freue mich unglaublich wieder hier zu sein. Auf der anderen Seite steht natürlich aber auch eine Traurigkeit über das was ich denn in Hanoi zurücklasse. Diese Stadt und meine Organisation VPV hat mir im letzten Jahr nicht nur zu Hause sondern wirklich auch Heimat geboten und dafür bin ich unglaublich dankbar. Insofern freue ich mich sogar über die Traurigkeit, da sie mir zeigt was ich für eine wertvolle Zeit hatte. Wenn ich zurückschaue sehe ich eine Zeit, die mir sehr viel gelehrt hat, in der ich aber auch etwas für andere geben konnte, was mich persönlich sehr glücklich macht.
Dass Geben schöner ist als Nehmen hat sich für mich definitiv bewiesen.

Natürlich war nicht alles nur golden, auch wenn es auf den Bildern/Berichten vielleicht ein bisschen so rüber kommt. Traurige, schwierige Momente fotografiert man wohl einfach nicht so.
Manche von euch haben mein Schweigen in diesem Blog für die letzten fast 5 Monate damit erklärt, dass ich wohl endgültig angekommen wäre. Das kann man wohl so sehen, fest steht, dass mein Kopf voll war mit unendlich viel anderem, manchmal zu voll. Ich hoffe ihr könnt das ein bisschen verstehen, ich möchte mich hiermit aber auch dafür entschuldigen. Ich hätte sehr gerne viel mehr Kontakt gehalten als ich das getan habe. Das sagt sich leicht, doch um den Worten Taten folgen zu lassen, würde ich mich sehr freuen, jedem von euch ein bisschen von meinen Erlebnissen in einer fremden Kultur erzählen, mit Wort und Bild.
Wenn ihr euch dafür interessiert, bitte meldet euch bei mir! :)

Als letztes bleibt es mir jetzt nur noch übrig, mich zu bedanken. Bedanken für all die Unterstützung dich ich im letzten Jahr erfahren habe. Sie hat mir immer wieder den Rücken gestärkt und letztlich wäre dieses meines Abenteuer ohne euch schlichtweg nicht möglich gewesen und mir in meinem Leben damit ein Riesenstück fehlen.
Cảm ơn rất nhiều, Thank you very much, Vielen Dank; ihr seid die Besten! :)

Von tiefstem Herzen,
euer Jannis

P.S.: Nun wird es aber auch für mich Zeit wieder in den Ernst des Lebens einzutreten, ein Studium möchte studiert werden. Dafür ziehe ich Ende diesen Monats nach Freiburg um "Liberal Arts & Sciences" zu studieren und damit sozusagen eine professionelle Ausbildung zum Weltverbesserer zu bekommen. Obwohl ich im Moment noch zwischen zwei Welten schwebe, freue ich mich schon sehr auf die Herausforderung in diese Dritte einzutauchen.

Mittwoch, 22. April 2015

A matter of attitude

Ich habe letzte Woche eine Entscheidung getroffen.
Ich saß zusammen mit einer Gruppe vietnamesischer Freiwilligen auf der Dachterasse und wir tobten unsere Kreativität aus (was ich schon lange nicht mehr getan hatte) um Dekoration für den "ICYE Open Day" herzustellen, ein Informationstag für alle die gern einen Freiwilligendienst im Ausland machen wollen.
Wir malten und redeten und da ich viele der Freiwilligen noch nicht kannten, redete ich über meine Zeit hier in Vietnam und wie dankbar ich bin und dass ich ja noch ein halbes Jahr hier habe. Naja, wer jetzt nachrechnet merkt, dass das mit dem halben Jahr nicht wahr ist, genau genommen sind es jetzt noch 4 Monate bis ich wieder im Flieger nach Hause sitze. Nachdem das langsam in meinem Kopf eingesickert war, war ich erstmal ein bisschen betröpelt. In 4 Wochen bleiben dann nur noch 3 Monate und dann sind es nur noch 8 Wochen bis zu meinem letzten Monat hier in Vietnam.

Direkt am Anschluss hatte ich ein längeres Gespräch mit Tom und Moritz. Wir waren uns einig, dass es Zeit für etwas neues wird.
Ich muss sagen, in der letzten Zeit hatte ich etwas Motivationsprobleme. Ich war es satt ein Großteil meiner Arbeit vor dem Laptop zu verbringen,  mir viel es schwer morgens vor 9 Uhr aufzustehen, ich verbrachte zu viel Zeit mit Laptop und Handy ohne irgendetwas produktives auf die Reihe zu stellen. Manchmal stand ich auf, ging ins Office, verbrachte den ganzen Tag im Haus und ging wieder schlafen. Und manchmal hatte ich das Gefühl, ich hab keinen großen Einfluss auf irgendetwas und wirklich lernen tu ich auch nichts mehr.
Alles in allem denke ich sind das Probleme, die fast automatisch auf einen zukommen, wenn man sich für einen einjährigen Freiwilligendienst im Ausland entscheidet. In dieser Zeit ist was vorher neu war nicht mehr neu, vieles aufregendes wird normal. Während sich das nicht ändern lässt, ist es meine Entscheidung mit welcher Einstellung ich damit umgehe.



In diesem Sinne: Es ist für mich Zeit für einen mentalen Neuanfang. Ich möchte mich nicht beklagen, ich möchte genießen und in dem Leben das ich führe, mit den Menschen die mich begleiten und mit der Arbeit die ich tue gibt es mehr als genug zu genießen. Ich möchte mich öffnen für all die kleinen und großen schönen Dinge, die ich jeden Tag sehe und mit positiver Einstellung etwas an mein Umfeld zurück geben. Das ist meine Entscheidung.

Montag, 20. April 2015

Funfact: Das Keo Oishi Ôi Bonbon

In Vietnam gelten Bonbons als offizielles Zahlungsmittel. Es ist nach Dong und in einem Kopf-an-Kopf-Rennen mit US-Dollar sogar das meistverbreitetste Zahlungs- und vorallem Rausgabemittel.
Der Grund: Im Supermarkt haben viele Dinge seltsame Preise, sodass eine Rechnung  für 2 Bier und eine Banane gut und gerne auf einen Betrag  von 28 480 vietnamesischen Dong herauslaufen kann, was ca. 1,20€ entspricht. Also drücke ich der Kassiererin 30 000 Dong in die Hand.
Da es jedoch keine Münzen gibt und der kleinste Schein, 500 Dong wohl einen höheren Material als Geldwert hat, bekomme ich eben nicht 1 520 Dong zurück, sondern nur 1000 Dong und als Entschädigung: ein KEO-Oishi-Ổi Bonbon mit Ananas-Geschmack.
Wie weitgreifend dieses 500dong/1Bonbon-Konstrukt geht, wer daran verdient (vermutlich die Gesundheitslobby) und wie denn die Inflationsrate aussieht, muss noch untersucht werden. Ich als kritischer, nach westeuropäischen Maßstäben erzogener Bürger finde das jedenfalls nicht gut: Man möchte ja noch selbst entscheiden was mit seinem Geld geschieht. Mein nächster Schritt wird sein ab jetzt alle Bonbons zu sammeln um dann zu versuchen auf der Bank 2 Millionen Bonbons gegen 40€ einzutauschen.
Des weiteren trägt das Bonbon meines Gutachtens nach auch gar kein Wasserzeichen und es ist demnach nur eine Frage der Zeit, bis die ersten Schwarzmarkt-Fälschungen auf den Markt gespült werden. Naja mich fragt ja niemand.

(Achtung, das war ein kleines bisschen satirisch. Entschuldigung Oma :))

Dienstag, 7. April 2015

Statusupdate No.2: Viel Essen und eine Reise

Tết ist für die Vietnamesen wie wenn Weihnachten und Silvester auf einen Tag fallen würden, wortwörtlich. Es ist das Neujahrsfest im Mondkalender, der für dieses Land in dieser Hinsicht nach wie vor vorherrschende Himmelskörper (auch wenn die Sonne sehr stark auf dem Vormarsch ist).
Das Fest streckt sich über mindestens eine Woche hinweg, in der die Stadt tatsächlich ganz schön lahm liegt. Dieser Zustand hat mich dazu veranlasst einen leicht verzweifelten Bericht für den VPV-Blog zu schreiben. Alle die Dem-Englisch-Mächtigen seht selbst:
https://vpvhanoi.wordpress.com/2015/03/12/my-first-tet-in-vietnam/
Für die anderen ein schneller Bilderreport:

Tag des Küchengottes: Fische werden freigelassen um den Küchengott in den Himmel zu begleiten
"Phúc", Freude für mich am ersten Tag des neuen Jahres

Frühlingsrollen
brennende Geldscheine für die Ahnen

Glückspiele

Die letzten Tage bei der Familie einer Freundin auf dem Land


Alles in allem habe ich das Tet-Fest sehr genossen und war froh mit meiner Entscheidung in Hanoi zu bleiben. Allerdings waren so viele meiner Freunde reisen, dass ich Angst hatte gar nix zu erzählen zu haben. Und so buchte ich ein paar Tage vorher noch einen Flug nach Da Nang, die "Hauptstadt" der zentralen Provinzen Vietnames. Ich buchte alleine, um mich zu versuchen, um zu tun auf was ich Lust hatte und weil es mir das letzte mal in Saigon, wo ich schon 2 Tage auf eigene Faust reiste so viel Spaß gemacht hat. (Böse Zungen könnten behaupten ich bin alleine gegangen, weil sonst keiner da war um mich zu begleiten - das ist natürlich völliger Quatsch.)
Angekommen in der Sonne Da Nang stellte sich sogleich das Urlaubsgefühl ein. Mir war es völlig gleich, dass wir eine Stunde auf ein vorbestelltes Taxi nach Hoi An warten mussten, in das mich meine zwei italienischen Flugnebensitzerinnen und zur Hälfte ich mich vielleicht auch selbst eingeladen hatte um Geld zu sparen.

Es wurde schon oft so geschrieben, aber es stimmt: Hoi An ist wirklich zum verlieben. Durch einen versandeten Fluss entwicklungsmäßig gestoppt, wirkt es so als sei die Zeit ein bisschen stehen geblieben - und dass obwohl es ständig von Touristenmassen besucht wird. Da die Laternendichte ebenso hoch ist wie die des Wassers bekommt das Städtchen vorallem am Abend einen sehr eigenen Flair. Nachdem ich die ersten Tage in Stadt und Strand einfach so fließen ließ, entschloss ich am letzten Tag doch noch meinen Pflichten als Tourist nachzukommen; machte einen Kochkurs und lies mir ein Hemd für 20€ maßschneidern (das leider gerade anfängt zu schimmeln, aber das ist eine andere Geschichte).
Lustige Gruppe von vietnamesischen Jugendlichen, die ich zufällig getroffen und meinen Nachmittag geteilt habe
Die letzte Nacht vor meiner Weiterreise mit gemietetem Motorbike in die Kaiserstadt Hue verbrachte ich in einem Homestay wortwörtlich "Unter der Kokospalme" direkt am Strand, was sich als Glücksfall herausstellte. Ich gesellte mich noch eine Weile zu ein paar Backpackern die ich schon vorher im Hostel getroffen hatte und die Whiskey-Cola im Sand unter den Sternen tranken. Da ich aber am nächsten Morgen früh raus wollte und die Stimmung schonbald in das übliche Backpackergegröhle (nix für ungut) schwappte, machte ich noch einen kleinen Nachtspaziergang und lies mir lieber die Wellen um die Zehen schwappen. Nach einer Weile blieb ich stehen und schaute staunend in den Himmel wo die Sterne leuchteten (das sieht man in Hanoi so gut wie nie) und dann auf meine Füße wo der Sand leuchtete. Wohou warte kurz, der Sand leuchtet? Ich kramte heftig in meinem Kopf, ich hatte, da war ich mir sicher, nichts geraucht und auch sonst hatte niemand Gelegenheit mir Drogen in den Drink zu mischen. Ich lief los, kickte dabei den Sand und sah zu wie sich 1000 kleine leuchtend gelbe Punkte wie Glühwürmchen über die nasse Fläche direkt am Meer ergossen. Was ich da live sehen durfte war das sogenannte "Meeresleuchten" das von Mikroorganismen ausgelöst wird und anscheinend immer mal wieder über Südostasien verteilt auftritt. Für mich war es jedenfalls ein einziges Staunen.

Ein Mann und seine Maschine

Nach einer durch Gockel und Dorfradio stark verkürzte Nacht (das Radio gibt es überall auf dem Land und es beschallt meistens ab 5 Uhr morgens das ganze Dorf, so dass man gezwungen ist arbeiten zu gehen und die Wirtschaft anzukurbeln - meine Theorie), stieg ich also am nächsten Tag auf mein Roller und machte mich auf Richtung Norden, Richtung Hai-Van- oder auch Wolkenpass und dann Richtung Hue immer am Meer entlang. Der Hai-Van-Pass ist die Wettergrenze Vietnams und wurde durch die britische Sendung "Top Gear" weltweit berühmt, "Top Gear" wurde durch den Moderator Jeremy Clarkson weltweit berühmt und der wiederum wurde durch seinen schwarzen Humor weltweit berühmt, der ihn erst neulich wieder in die Schlagzeilen brachte, da er ihm seinen Job kostete. Der Pass mit dem Motorbike überquert bringt wirklich spektakuläre Ausblicke auf die Küstenlinie und war sicherlich eins der Highlights meiner Reise.
 Nachdem ich wieder am Fuße des Berges angekommen war wollte mir eine Köchin, zusammen mit meiner Nudelsuppe auch gleich noch ihre 15-jährige Tochter zur Heirat mit servieren, da ich aber für den Abend schon ein Hostel gebucht hatte musste ich dankend ablehnen und das nette Mädchen in gebrochenstem vietnamesisch mit Hanoier Akzent (wow anscheinend habe ich schon einen Akzent) auf den nächsten vorbeifahrenden Backpacker vertrösten, dessen Zeitplan etwas mehr Spielraum (womöglich 70 Jahre, aber viele Rucksackreisende sind ja zeitlich flexibel) zulassen würde.
In meiner Hand - fangfrisches Krabbenfleisch
Das Grabfeld....
Die Fahrt ging weiter zu einem komplett einsamen Strand an dem ich von vier älteren Herrschaften zu Bier und Krabbe angehalten wurde und von dort kurz vor Einbruch der Dunkelheit und des Regens zu einem quadratkilometergroßen Friedhof über den ich zufällig stolperte. Da erstreckten sich wirklich tausende von bunt bemalten Grabsteinchen und -türmchen, die ich in dieser Art noch nie vorher gesehen hatte und um die sich auch keiner kümmerte. Für mich ist dieser Quadratkilometer nach wie vor ein Rätsel und ein Wunder.
....und meine Reaktion darauf.

Die 3 Tage in Hue gingen recht schnell vorüber, ich besichtigte die riesige, beeindruckende Zitadelle aus der Zeit als die Stadt noch dem Kaiser gehörte und als Hauptstadt fungierte und ärgerte mich, dass ich keinen Tourguide hatte, der mir die Hintergründe der Geschichte eines Landes erklären konnte, dass doch jetzt zumindest ein bisschen auch meines geworden ist.
Ich traf eine Menge verrückte Menschen, unter anderem den britischen Joko Winterscheidt (Beweisfotos fehlen leider), mit denen ich dementsprechend auch abends noch viel Spaß hatte. Das ist das schöne an den Hostels. Wenn man Menschen möchte, wenn man Spaß möchte, dann bekommt man das auch.
In Hue buchte ich mir ein Zugticket nach Da Nang, da dieser wieder den Weg zurück an der Küste entlang nimmt und nicht wie der Bus den Tunnel. So hatte ich noch einmal Zeit den Kopf aus dem Fenster zu strecken und zwei drei Fotos für euch zu schießen.


Der "Lady-Buddha", der über die Stadt wacht.
Da Nang ist eine wirklich großartige Stadt. Sie bietet kaum richtige Sehenswürdigkeiten, profitierte in den letzten Jahren anscheinend aber von einer sehr guten Lokalpolitik und ist dadurch um einiges sauberer und ruhiger als Hanoi - und der Tra Da, der Eistee ist überall umsonst. Das wurde mir von mehreren Quellen als größter Pluspunkt der Stadt vehement zugesichert. In einem Internetforum hatte ich im vorhinein eine lokale Studentin kennengelernt, die mich gleich vom Zug abholte und einmal durch die ganze Stadt, zu einer Pagode und dem Strand führte. Am Abend sahen wir einer Brücke in Drachenform noch zu wie sie Feuer und Wasser speihte und die Stadt bewachte - eine feuerspuckende Brücke: Only in Vietnam.
Die Freundlichkeit meiner Reiseleiterin war mal wieder beeindruckend und so bot sie mir gleich noch an, mich am nächsten morgen zum Flughafen zu bringen, wo ich schweren Herzens den Heimweg antrat.
Zentralvietnam - du hast mein Herz genommen, meinen Kopf frei gemacht, aber meinen Magen gefüllt. Ich denke das ist ein fairer Tausch!

(Denkt daran - Wenn ihr mehr Fotos sehen woll, einfach links auf die Bildergalerie klicken)

Dienstag, 24. März 2015

Was ist Hanoi?


 Hanoi ist in der 3-stündigen Mittagspause vor die Tür zu laufen, sich einen Minihocker zu schnappen und von der netten Dame mit Reishut einen Grüntee mit Eis eingeschenkt zu bekommen.
Es ist einfach da zu sitzen, zwischen Abgasen und Straßenmüll und darin das schöne zu sehen und Ruhe zu finden. Und es ist Menschen zu zulächeln, die einem auf der Straße entgegen kommen. Manchmal erhaschst du ein zaghaftes Lächeln als Antwort, wenn sie den Tee und die Tabakpfeiffe neben dir sehen und du fühlst dich selbst ganz einheimisch. 
Ganz grob zusammengefasst ist das vielleicht Hanoi.


Montag, 16. März 2015

Halbzeitpause - Statusupdate No. 1

Ich habe es irgendwie lange vor mir hergeschoben, aber es wird nun wirklich höchste Zeit für ein Statusupdate und eine kurze Zusammenfassung, was denn die letzten 6 Wochen so passiert ist.
Ich war in dieser Zeit so viel unterwegs, dass ich irgendwie nicht die Ruhe und Stimmung gefunden habe euch zu berichten, wobei ich das sobald ich mal anfange eigentlich wirklich gerne mache.

Wie gesagt war ich in der letzten Zeit nicht so viel in Hanoi, genauer gesagt habe ich von den letzten 7 Wochen nur 3 im Office gearbeitet. Anfang Januar hatten wir unser Midterm-Evaluation-Seminar, das VPVClub-Training,  dann kam das vietnamesische Neujahrsfest mit einer Woche Ferien in Hanoi und einer in Zentralvietnam und im Moment befinde ich mich auf einem Workcamp mit 40 kanadischen Schülern – hört sich ziemlich ereignisreich an, hm?


Das Seminar war dazu da mal kurz zur Pause zu pfeifen und die erste Halbzeit meines Freiwilligendienst zu analysieren um motiviert die zweite Halbzeit für sich zu gewinnen. Dafür bin ich mit ca. 15 Mitspielern und unseren 5 Schiedsrichter in den nahegelegenen Ba Vi Nationalpark gefahren. Zu den Mitspielern gehörten neben uns 7 Langzeitfreiwilligen von VPV noch einmal die gleiche Anzahl an Freiwilligen von „Kolping“, die ihren ebenfalls einjährigen Dienst über das ganze Land verteilt ausüben. Unsere Schiedsrichter waren unsere 3 VPV Koordinatoren Thu, Đức und Kiên und 2 weitere Trainer von einer anderen Organisation. 
Es tat sehr gut sich einfach in freiem Rahmen über ähnliche und total unterschiedliche Erfahrungen auszutauschen und mir wurde auch bewusst, dass wir gerade auf persönlicher Ebene mit VPV einen echten Glückstreffer gelandet haben. 

Eins der Spiele ums sich "näher zu kommen" hehe
Für mich persönlich war es sehr wichtig noch einmal ganz genau auf die vergangenen 6 Monate zu schauen. Ich habe über diese Zeit verteilt einfach so viele unterschiedliche Dinge gearbeitet, dass ich letztlich eine Liste von 2 Seiten voll hatte. Diese noch einmal in Erinnerung zu rufen und im Nachhinein zu analysieren tat meinem Gehirn sehr gut. 
Ich durfte in dieser Zeit mich selbst in ganz verschiedenen Sachen ausprobieren, von unterrichten über organisieren bis hin zum Videos produzieren, was sehr lehrreich und angenehm war. Es stellt sich jetzt jedoch die Frage, was mir davon am meisten Spaß gemacht hat, was am produktivsten oder lehrreichsten war und was ich denn in meinen kommenden 6 Wochen machen möchten. 
Das ist Deutschland ;)
Ich möchte auf jeden Fall weiterhin einmal die Woche im Waisenhaus unterrichten, ansonsten plane ich gerade auch mein erstes wirklich eigenes Projekt, ein Selbsterfahrungskurs in kritischem Denken für unsere local supporter. In diesem Geiste habe ich dann auch gleich meinen Halbjahresbericht für meine Organisation ICJA geschrieben, mal gucken ob ich den hier auch noch veröffentliche. 
Auf dem Seminar hatten wir auf jeden Fall auch jede Menge Spaß in ruhiger Natur, wie Lena das so schön formuliert hat ist das auch  „Teil unseres Jobs“. ;)




Eine Woche später ging es dann schon wieder in die Provinz, diesesmal nach An Lac zu einem Trainings-Wochenende des VPVClubs, mein eigentlicher Arbeitgeber. Da der Club ja nur von vietnamesischen Studenten getragen wird denen es logischerweise an Erfahrung mangelt, ist es nötig den neuen Mitgliedern sowohl Informationen über die Arbeit als auch Softskills wie Teamwork und Gruppenführung zu vermitteln. Auch für mich war das sehr aufschlussreich, so habe ich nun das erste Mal das Gefühl die Arbeit des Clubs wirklich zu verstehen. Gefragt habe ich mich dann nur, warum ich so eine Präsentation denn wohl nicht ganz am Anfang meines Jahres hatte. Naja.
Es wurde auch gearbeitet


Leider war der größte Teil der Einheiten natürlich in vietnamesisch und so hatte ich, wenn ich nicht gerade mit Fotos machen beschäftigt war, unfreiwillig viel Zeit meine vietnamesischen Sprachskills aufzupolieren und direkt zu trainieren. Im Endeffekt hat mich das wirklich einen ganzen Schritt weitergebracht und ich bin nun sogar zuversichtlich, dass ich am Ende des Jahres ganze Unterhaltungen führen kann - nice!

Zur gleichen Zeit am gleichen Ort war auch ein VPV-Workcamp für japanische Studenten und zusammen mit den Vietnamesen, von denen viele inzwischen wirklich Freunde geworden sind, war die Stimmung sehr gut und endete am letzten Abend sogar in kollektivem Tanz-Abspacken – very nice!



  Mein absolutes Lieblingsvideo, weil es den vietnamesischen

Selfiewahn so wunderbar einfasst :D

Ruhe.



Montag, 9. Februar 2015

How to survive in Vietnam


Ein kleiner, nicht 100% ernst zunehmender Clip, den ich erstellt habe um Neuankömmlingen im Haus das vietnamesische Leben näher zu bringen. Ich hoffe, er gefällt auch euch! :)

Dienstag, 20. Januar 2015


Die Arbeit plätschert so ein bisschen vor sich hin. Ich schneide mal wieder Videos, diesesmal ein Kultur-vorstell.Video für die Orientierung, möglichst witzig. Leider hat man nach stundenlangem Schneiden irgendwann überhaupt gar keine Vorstellung mehr davon, was davon denn nun noch witzig sein könnte und was nicht.
Ins Waisenhaus gehen wir gerade mal für zwei Wochen lang nicht. Unsere unterstützende Organisation braucht anscheinend Zeit zum "Reflektieren und Orientieren", worüber ich mich grundsätzlich nicht beklagen will, scheint es doch hier oft gerade genau daran zu Mangeln.
Dafür hatte ich heute das erste mal wieder den VPV English Club hier bei mir im Haus, Runde 2 ist also gestartet mit 8 wissbegierigen Studentinnen (ja tatsächlich nur -innen). Von Runde 1 ist nur eine geblieben und das ist witzigerweise die, die ich vorher als Unmotivation in Person beschrieben hätte.


Ein neues Projekt ist in Aussicht, dass ich unter meine Fittiche nehmen werde. Geplant ist eine Art auf Selbsterfahrung basiertes Diskussions-, kritisches Denken - und Meinungsbildungstraining, dessen genauer Ablauf jedoch noch unklar ist. Grundsätzlich find ich das aber sehr notwendig und wichtig hier und möchte das deswegen auch (so weit ich das kann) professionell planen.

Ab Montag sind wir dann auf Mid term evaluation camp, auf dem wir quasi unser Halbjahreszeugnis ausstellen und ausgetellt bekommen.
Die Hälfte soll schon rum sein? Das ist doch wirklich unglaublich.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Wenn dreie eine Reise tun - 2 Wochen unterwegs

!Achtung Baustelle - Dieses Großprojekt steht wegen Mangelnder Zeit noch in Bearbeitung. Der Eröffnungstermin musste auf 2016 verschoben werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis - Achtung Baustelle!

Die vergangenen zwei Wochen waren wirklich atemberaubend. Ich komme gerade aus dem tropischen Saigon zurück ins graue Hanoi und stecke irgendwo zwischen absolutem Mitteilungsbedürfnis, erfachter Abenteuerlust und der großen Lust mich einfach für 2 Tage ins Bett zu hauen.
Das Mitteilungsbedürfnis rührt daher, dass wir, ich, mein Bruder Niko und meine Mutter Anne auf unserer Reise durch Kambodscha und den Süden Vietnams unglaublich viele Erlebnisse machen durften. Abenteuerlust, da ich einfach immer mehr Lust bekomme dieses Land und Leute von innen zu begreifen. Bett, weil zwei Wochen auf den Füßen eben doch sehr anstrengend sind.

Faszination Angkor

5 Tage lang habe ich also versucht meiner Familie begreiflich zu machen, wie mein Leben in Hanoi denn so ist. Irgendwie eine seltsame Aufgabe, man fühlt sich verpflichtet das als besonders darzustellen, dass für einen selbst Alltag ist. Die beiden haben sich jedoch als gute Lerner herausgestellt und nun einen Einblick bekommen, der über die puren Worte die ich hier für alle öffentlich zugängig zur Verfügung stelle, hinaus geht. Das zu beschreiben ist oft nämlich denkbar schwer.
Samstag morgen ging es dann auch für mich in den Urlaub, mit dem Flugzeug flogen wir ins südwestliche Nachbarland Kambodscha, genauer gesagt nach Siem Reap. Eine kleine Stadt die als Tor für eine andere Stadt dient, die einst die größte der Welt war: Angkor.
Angkor war vor knapp 1000 Jahren die Hauptstadt des riesigen Khmer-Reiches. Für alle die davon noch nie gehört haben: genau das ist das unglaublich interessante. Diese Hochkultur war für mehr als 500 Jahre verschollen und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Entsprechend viele Rätsel ranken sich um diese Stadt, über ihren Aufstieg mitten im Dschungel und über ihren Niedergang im selbigen, durch den nichts übrig blieb außer hunderte von Tempeln aus Stein, die nach und nach wiederentdeckt wurden.
Das Highlight haben wir sofort am ersten Tag in Angriff genommen und als die weltbekannte Silhouette von Angkor Wat vor den Augen auftauchte war das schon ein ganz besonders majestätischer Moment. Angkor Wat ist der größte Tempel der Welt, der zwar hinduistischen Ursprung hat, bald danach Heiligtum der Buddhisten wurde und auch heute noch ist.Tatsächlich waren buddhistische Mönche die einzigen die über all die hunderte von Jahren an diesem Platz blieben.
Angkor Wat








Das Gesicht des Erbauers, Jayavarman des 7.,
Lost
Angkor Wat und der dich mit 100 Gesichtern anstarrende Bayon-Tempel von Angkor Thom haben mich architektonisch sehr beeindruckt, bei den anderen Tempeln, die wir die nächsten Tage besichtigen durften, liegt der Reiz eher wo anders. Vor allem im vom Dschungel verschlungenen Ta Prohm, indem unter anderem Tomb Raider gedreht wurde, kann man die Faszination spüren, die der französische Forscher Henri Mouhot vor 150 Jahren verspührt haben muss als er die Tempel "wiederentdeckte". Vielleicht werde ich ja doch Historiker oder Archäologe.
Nach den 3 Tagen an dieser Stelle, an der man gut und gerne auch eine Woche verbringen kann, ist mir vor allem eines zum Denken übrig geblieben. Die Parallelen zwischen diesem uralten Reich und der modernen Zivilisation sind meiner Meinung nach beachtlich. Ein Reich, dass es geschafft hat, durch ein unglaublich cleveres Wasser-Kanal-System die Divergenz zwischen Trocken- und Regenzeit nicht nur einzudämmen, sondern für sich zu nutzen und dadurch zu großem Reichtum aufzustreben. Dann aber eine Selbstüberschätzung, ein König der Tempel um Tempel baut, der riesige Gebiete abholzen lässt, die Kraft der Natur aus den Augen lässt und Kriege treibt. Und letztlich ein Klimawandel der das ganze Gleichgewicht zum wanken bringt und die Menschen letztlich dazu zwingt, ihre Hauptstadt zu verlassen und sie der Natur zurückzugeben, in der sie nach und nach wieder verschwindet. Wer diese Geschichte näher untersucht kommt wohl nicht darum herum, darin einen Apell zu sehen.
Siem Reap an sich ist natürlich unglaublich touristisch. Unglaublich viele Kinder die dir mit beinahe weinenden Rehaugen kaltes Wasser für "ooooone dollaaaaaar" anbieten und natürlich auch sehr viele Besondere um 5 Uhr morgens zum Sonnenaufgang über Angkor Wat. Ansonsten ist das Gebiet aber so groß, dass sich alles etwas verläuft und wir unsere Zeit auch mit Rikschafahren und Feierabendbier bei 30 Grad gut genießen konnten (oder auch nicht: "Alter! Warum schwitz ich schon wieder so?" - Niko).









 

 

 

 

Silvester in der Hauptstadt: Phnom Penh

Der Königspalast
Nachdem wir also 3 Tage in westlichem Standart und Tourismus pur in Siem Reap verbrachten, sahen wir auf unserer Busreise in die 6h entfernte Hauptstadt Phnom Penh das andere Gesicht Kambodschas. Zusammengefallene Holz- und Blechhütten mit Großfamilien davor, eine ungeteerte Hauptverkehrsstraße die den Namen "Straße" keinen Falls verdient hat - die Armut ist deutlich zu erkennen, noch einmal um einiges stärker als in Vietnam.
In Phom Penh angekommen fanden wir nach einigen Querelen unser wirklich verstecktes Paradies - das "You Khin Guesthouse". Die Besitzerin, pensionierte Englischlehrerin, hat es ich zur Aufgabe gemacht das Lied "I'd like to build the world a home" (meine Chorleute werden sich an den Song erinnern) in die Tat umzusetzen und beherbergt in diesem Guesthouse unter anderem auch 10 Waisenkinder.


Am Silvesterabend gönnten wir uns zu dritt ein schönes westliches Dinner und einen Cocktail direkt am Fluss und liefen danach in Richtung Königspalast. Auf dem Platz vor dem Palast fanden wir eine sehr ausgelassene Stimmung. Kinder spielten Ball, Familien saßen auf ihren Decken und schlürften nicht etwa Sekt sondern - jetzt kommts - Eier. An diesem Abend wurden so viele Eier gegessen, das muss irgendwie ein Teil der Tradition sein.
Nachdem wir das Feuerwerk am Flussufer genossen, ging ich allein noch ein bisschen feiern und ins neue Jahr tanzen - die anderen waren dafür zu müde.
Einer der wenigen Überlebenden des Gefängnisses


Immerhin stand am nächsten Morgen komplettes Kontrastprogramm auf dem Plan. Die älteren und politisch interessierten dürften wissen, dass Kambodscha in jüngster Vergangenheit ein sehr schwarzes Zeitalter hatte - das der sogenannten roten Khmer. Diese ultrakommunistische Vereinigung ließ vor ca. 35 Jahren jeden hinrichten der auch nur den Anschein von Intelekt hatte - dafür reichte auch schon eine Brille auf der Nase. So starben ca. 3 Millionen Menschen, die Stadt Phnom Penh war komplett leergeräumt. Das Tuol Sleng oder S21 Gefängnis, das wir besuchten, schickte mir wirklich mehr als einen kalten Schauer den Rücken runter - mit Bildern verschone ich euch.

Auf dem Fluss der 9 Drachen: Mekong Delta

Von Kambodscha ging es wieder nach Vietnam - dieses Mal in den äußersten Süden. Hier spaltet sich der Mekong, der sich vorher schon den Weg durch 5 andere Länder bahnte, in ein breites Schwemmland auf - die "Reisschale Vietnams". Hier sind die vielen Kanäle und Flüsse nicht nur Wohnort und Transportionsweg, sondern auch der Haupthandelspunkt. Die Delta-Hauptstadt Cần Thơ war für uns Ausgangspunkt für eine Bootstour zu den schwimmenden Märkten.
Witzigerweise erkannte ich unseren Tourguide am frühen Morgen (5Uhr!) direkt wieder. Am Abend vorher hatten wir uns nämlich schon auf eine Foodtour verabredet, die sie aber kurzfristig platzen ließ. Allerdings war sie zu schüchtern das zuzugeben, letztenendes habe ich in Quyen aber eine gute Freundin und eine gratis Tour für meinen nächsten Besuch im Mekongdelta gewonnen. :)
Insgesamt scheinen die Uhren zwischen den Flüssen ein bisschen langsamer zu ticken, was wirklich Balsam für die Seele war. Deshalb gönnten wir uns noch eine Nacht in einem "Homestay" irgendwo im nirgendwo mit Fahrrädern und Hängematten, bevor es am nächsten Morgen in die Metropole Saigon ging.


gescheitertes Reisnudel-Backen