Mittwoch, 29. Oktober 2014

Verhext

Es ist wirklich unglaublich.
Seit 4 Wochen sind hier bei VPV alle emsig dabei die Haloweenparty vorzubereiten. Ich selbst hauptsächlich damit meinen "MC-Script" vorzubereiten, immerhin habe ich die Ehre und auch Bürde den "Zeremonienmeister" zu spielen und durchs ganze Programm zu führen.
Ungefähr fast genau so lang kämpfe ich gegen die Erkältung an, die einen in diesem Haus irgendwie immer wieder einholt.
Heute ist also der große Tag. Noch einmal mit meiner Partnerin üben, damit der Text sitzt.
Und dann plötzlich: Stimme weg. Komplett. Das einzige was an so nem Tag nich passieren darf.
Jetzt sitz ich also da trink Tee und kann ansonsten rein gar nichts tun, außer hoffen, dass irgendein Wunder passiert und ich nicht das Werk von 30 Leuten in 4 Wochen zerstöre.
Manchmal könnt man schon verrückt werden...

Edit:
Ich habs dann tatsächlich doch geschafft, mich auf den Punkt mit Tee und Pillen fitzuspritzen. 
Wir hatten wirklich nen coolen Abend, auch wenn nicht alles genau so geklappt hat wie vorgestellt.
Das ist aber nicht so schlimm, wir hatten viel Spaß und haben glaube ich auch recht viel Geld für einen guten Zweck zusammenbekommen. Viele Leute haben mir und Tún, meiner Miss Dracula und Showmasterpartnerin, danach bestätigt, dass wir einen sehr guten Job gemacht haben, dass tat natürlich gut. :)

Grüße von Graf Dracula und seiner Frau

Sonntag, 26. Oktober 2014

Trübes Wetter, heitere Stimmung - Ein Wochenende in Ninh Binh

Hier kommen ein paar Bilder zu unserem "Field Trip", unserem Wochenendausflug nach Ninh Binh in die sogenannte "Trockene Halongbucht".


Die Trockene Halong-Bucht - gar nicht so trocken eigentlich
Mein deutscher Kumpel Mo in kompletter Touritracht
Goldene Reisfelder, leider kein goldenes Wetter. Dafür viele Bauern bei traditioneller Arbeit.
Fahrradtour am Samstag: Mai, eine Kollegin, Freundin und unsere "Reiseleiterin" , auf dem passend zu ihrem Charakter ausgesuchten Fahrrad ;)
Es ist einfach top immer jemand Einheimischen dabei zu haben


Uffe, David and Mikel - unterwegs waren wir mit ca. 15 internationalen Freiwilligen + Mai

Wie ihr seht war's auch ganz schön anstrengend. Das Foto war in einem Tempel der ehemaligen Kaiserstadt Hoa Lu. Die Stadt war allerdings nur ca. 30 Jahre Hauptstadt des Vietnamesischen Reiches, bevor diese aus strategischen Gründen von den Le-Kaisern nach Ha Noi gelegt wurde. Hauptstadt ist Hanoi bekanntlich ja auch jetzt 1000 Jahre später noch.
Moritz und Ich vor der Ba-Dinh-Pagode - die größte Pagode in Vietnam
Die Tempelanlage erstreckt sich wirklich über eine riesige Fläche. Ganz im Gegensatz zu der Kaiserstadt, ist dieser ganze Komplex ganze 3 Jahre alt und steckt teilweise sogar noch im Bau.
Der ganze Prunk gab uns auch ein bisschen zu denken. Für uns wirkte das ganze eher wie eine Touristenattraktion und wir hinterfragten den wirklich Sinn so einen riesen Tempel zu bauen, in einem Land, indem das Geld an manchen Ecken schon nötiger wäre. Mir persönlich fiel das sehr schwer zu beurteilen.
 

 Wie ihr seht, begann die Sonne schon langsam unterzugehen als wir noch in der Pagode waren. Was war ganz scön für meine Fotoausbeute war, war für das heimkommen dann doch eher hinderlich. Immerhin hatten wir noch knapp 25km Rückfahrt mit dem Fahrrad zum Hotel vor uns und noch ziemlich genau 45 Minuten bis es dann vollends dunkel wurde. Da die Straßenausleuchtung in Vietnam auf dem Land leider nicht so der Hammer ist und wir keinerlei Lichter auser einem Handy dabei hatten wurde das dann schon von Minute zu Minute abenteurlicher und wir auch von Minute zu Minute schneller. Immerhin ist der Verkehr auch am Tag schon nicht immer ganz ohne.
Nach einiger Zeit waren wir nur noch 5 Leute als Ausreisergruppe, da andere einen Platten, schlechte Fahrräder oder einfach nicht so viel Kraft hatten. Da ich den ganzen Trip mitorganisiert hatte, war ich mir eigentlich auch recht sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Allerdings war unser Hotel in einem kleinen Dorf und als ich dann plötzlich Lichter von Hochhäusern am Horizont sah war mir klar dass da irgendetwas nicht stimmen konnte. Letztendes haben wir es dann durch die Karte in meinem Kopf und 10faches Nachfragen in gebrochenstem Vietnamesisch doch irgendwie geschafft wieder auf den richtigen Weg zu kommen. Die Stimmung war im Hotel angekommen dann aber doch ganz schön gut und von Erleichterung geprägt, manch einer hatte sich wohl schon innerlich damit abgefunden eine Nacht in den Reisfeldern zu schlafen (Das ist leider nicht so bequem wie ein Bett im Kornfeld - ein bisschen zu nass.)
Bootstour am Sonntagmorgen

Sehr, sehr seltsame Party am Ende der Bootsfahrt mit einem Haufen vietnamesischen Jugendlichen: fetter Techno, ganze Gänse über dem offenen Feuer...


...und wunderschöne Frisuren.


Stiiiiieres Wochenende! ;)


Mittwoch, 15. Oktober 2014

Keine Zeit für Herbstmelancholie

Der Herbst ist angebrochen in Hanoi und der ist anscheinend und offentsichtlich die schönste Jahreszeit hier. So langsam wird es etwas kühler, die Temperatur pendelt sich bei 25° ein und die Sonne zeigt sich immer öfter.
Am Sonntag habe ich deswegen meinen Motorroller gepackt und bin durch die Stadt gecruist. Es tat unglaublich gut mal das Leben mit 20 Freiwilligen in einem Haus zurück zu lassen und sich einen Tag für sich selbst zu gönnen. Rund um den Westlake, der größte See Hanois, der wirklich sehr groß, aber dennoch recht zentral ist, kommt an solchen Tagen fast ein bisschen mediterrane Stimmung auf. Hier gibt es wirklich sehr, sehr schöne Ecken, auch wenn die Verschmutzung leider wie überall recht groß ist.

 JA, ihr habt richtig gehört! Ich habe endlich ein Motorbike! Mein neues Baby ist türkisgrün und macht wirklich Spaß zu fahren, allerdings hat es die Bezeichnung "Baby" in Anbetracht seines doch schon fortgeschrittenen Alters fast nicht verdient. Ein paar Dinge muss ich wohl richten lassen.
Idylle am Westlake
In gut schwäbischer Manier hab ich mir das ganze genau 0 Dong kosten lassen, was ungefähr 0 Euro entspricht und damit ein ganz guter Preis ist. Spaß beiseite: Ich hatte das Glück, dass eine Kollegin von meinem guten dänischen Kumpel Uffe eben jenes Bike nur zuhause rumstehen hatte und deswegen sehr glücklich war, mir das auf unbestimmte Zeit auszuleihen. Im Gegenzug lud sie uns dann gleich noch zum ausgedehnten Mittagessen in ihr Haus ein und überhäufte uns mit Früchten. Es gibt schon tolle Menschen auf dieser Welt!

 Insgesamt wurde ich jetzt schon öfters zum Essen eingeladen. Neulich war ich zum Beispiel bei der Familie eines guten vietnamesischen Kumpels, Paulo, der 2 Jahre in der Schweiz gelernt hat. Ich war erstmal etwas überrascht als er mir seine Frau und Tochter vorstellte, davon hatte er nie etwas erzählt. Es ist aber echt immer sehr nett, das Essen ist sehr gut, dazu gibts selbstgemachten Reiswein, gegessen wird üblicherweise auf dem Boden. Ich sage euch, nach diesem Jahr kann ich in jeglichen Lagen sitzen und bin gelenkig wie nie zuvor!

"Danny-Talk" - professionelles Interview :)

Ansonsten war in den letzten Wochen auch einiges los. Wir haben letztes Wochenende 13 neue local supporter ins Boot geholt, die sich auch schon voll engagieren. Danach hat mich dann leider erstmal der Fisch vom Vortag überrascht, sodass ich 3 Tag flach lag, aber das Risiko muss man wohl eingehen und ich habe mich auch schnell wieder erholt. Die Hygienestandarts sind nunmal nicht so hoch wie gewohnt.
Direkt danach durfte ich die abenteuerliche Reise mit dem Bus ins 70 km entfernte Viet Tri auf mich nehmen. Dort besuchte ich meine guten Freunde David und Lena, die dort Englisch unterrichten. Das Leben dort ist schon ein bisschen anders als in Hanoi. Ruhiger, aber gleichzeitig mehr Trubel, weil die beiden wohl tatsächlich die einzigen Ausländer in der ganzen Stadt sind und damit eben enorme Aufmerksamkeit bekommen. Auch ich werde wohl ganz schon blöd gucken, wenn mich back in Germany nicht jedes zweite Mädchen "very handsome" nennt und ein Foto mit mir will :D Jedenfalls hatten wir in den zwei Tagen in denen ich dort war eine sehr schöne Zeit und ich bin gespannt was für einen Film ich aus meinen Videoaufnahmen, der eigentliche Zweck meiner Reise, wohl zaubern kann. Ihr werdet ihn auf jeden Fall zu sehen bekommen.


Basteln für Haloween
Gestern durfte ich zum zweiten Mal den English Club für 11 vietnamesische Studenten leiten. Das macht wirklich viel Spaß und ich bin auch ein bisschen stolz darauf wie gut ich das hinbekomme. Das ganze konzentriert sich hauptsächlich auf Aussprache, da die Studenten hier einfach große Probleme haben. Das hat den gleichen Grund aus dem ich mich auch so schwer tue mit der vietnamesischen Aussprache: Die Sprachen sind einfach grundverschieden. 
Außerdem laufen die Vorbereitungen für die Haloweenparty, die uns ein bisschen Geld für unsere Aktivitäten in die Kasse spülen soll, auf Hochturen. Ich wurde auserkoren, Dracula, den Gastgeber der Party zu spielen und bin dazu zuständig, durchs Programm zu führen und  die Leute bei Laune zu halten. Aufregend!

Neben der Arbeit ist eigentlich auch alles Paletti. Die Menschen kommen und gehen in diesem Haus, was interessant und anstrengend zugleich ist. Mit ein paar hier verstehe ich mich aber wirklich gut und wir haben viel Spaß. Ich hab jetzt auch einen wöchentlichen Fußballclub und einige Bars mit einem Klavier gefunden. Das vermisse ich nämlich tatsächlich. Ich beschäftige mich jetzt erstmal mit Vorfreude, am Wochenende geht's nach Ninh Binh zwischen Karstberge und malerische Flüsse. Bei dem Herbstwetter warten ein paar tolle Bilder auf euch. :)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Gschichten aus dem Bia Hơi - Garten

Ich habe heute Lust, euch einfach ein paar Anekdoten zu erzählen. Dinge, die ich hier erlebe, die vielleicht absurd klingen, mich selbst aber oft zum Schmunzeln bringen. Diese Anekdoten werden ganz bestimmt das ein oder andere Klischee oder Vorurteil bedienen und sind vielleicht auch etwas überspitzt dargestellt. Ich hoffe, dass ihr das selbst gut einordnen könnt. :)

Mein Name:
Wie ich schon ab und zu betont habe, ist die vietnamesische Sprache von der Aussprache komplett anders als die deutsche oder auch jede andere europäische. Eigentlich ist es sehr interessant, wie sich Sprachen so unabhängig voneinander entwickeln, wobei die vietnamesische Sprache viele Wörter aus dem chinesischen oder französischen Wortschatz enthällt.
Mein Name "Jannis" stellt die vietnamesische Zunge aus zwei Gründen deshalb vor scheinbar unüberwindbare Probleme: 1. Spricht man im vietnamesischen das Ende eines Wortes partout nicht aus. Viel eher deutet man den letzten Konsonanten eines Wortes nur an. Da das aber dann auch gerne aufs Englische übertragen wird, wird hier nicht von "English" nach "Vietnamese" übersetzt sondern eben von "Engli"nach "Vietnamiii". Somit wären wir bei meinem Name
n schon bei "Jannii".
2. Haben die Vietnamesen den Buchstaben "J" nicht. Ich hab mich dann irgendwann damit abgefunden, meinen Namen einzuenglischen und mich "Dschännis" zu nennen, wie es ja auch schon manche coole Menschen in Deutschland getatn haben, aber auch das ist schwer. Letztenendes ist es dann oft ein "Sännii", auf das ich hören muss.
Andere Varianten sind:
- Chinese ("Dschainiis"; so wurde ich witzigerweise auch schon nach meinem Chinaurlaub einige Zeit von meinen DS11-Kumpels genannt)
- Genius (gefällt mir persönlich am besten, der Bezug dürfte ja auch eindeutig sein ;) )
oder einfach
- Danny. Dieser Name wurde von einem kleinen Freund etabliert, der meinen Namen einfach falsch verstanden hat und beschloss mich Danny zu nennen. Meine Mitfreiwillige Rikke wurde auf dem gleichen Weg übrigens zu Micky. Der Name wurde leider als recht witzig empfunden und macht inzwischen ziemlich die Runde. Aber solang ich weiß, dass ich gemeint bin, ist ja alles in Ordnung. :)

Pfirsich:
Volunteers for Peach - We are here to peach and protect the wild animals.
Ich habe meine Arbeitsstelle schon wieder gewechselt. Ich arbeite seit neuem für Volunteers for Peach. Meine Aufgaben sind die Rechte von Pfirsichen zu sichern und wilde Tiere zu schützen.
Das Umorientierung ist ein Produkt unsrer Sichtung von 200 Bewerbungen für den Job eines Local Supporters hier bei VPV, die ich durchführen durfte. Um ehrlich zu sein, ein sehr sehr witziger Job, aber der Kerle der steif und fest davon überzeugt war, gerade eine Bewerbung  für eine Organisation namens "Freiwillige für Pfirsiche" auszufüllen und zusätzlich noch Fahrradfotografie als sein Hobby angegeben hat, war tatsächlich das Highlight.

1 chút tiéng Viet:
Wie ich gerade bewiesen hab, beherrsch ich die vietnamesische Sprache schon ein bisschen. Das ist übrigens auch die Übersetzung der Überschrift, "ein bisschen vietnamesisch".
Das Problem mit der Sprache ist jedoch, dass sie total lautabhängig ist. Ein Wort, das im vietnamesischen immer nur aus einer Silbe besteht, hat total unterschiedliche Bedeutungen, je nachdem mit welchem der 6 Töne man es kombiniert.
Ein von google übersetzer produziertes, daher vielleicht nicht ganz korrektes Beispiel:
má - Backe
ma - Elf
mả - Grab
mã - Code
mạ - Überzug
 Da die Aussprache nicht ganz einfach ist, ist es genau so wie man klischeehaft oft sagt: "Wenn man jetzt Reis bestellen will, kann es sein dass man gar nicht Reis bestellt sondern eine lila Kuh!"
Neulich ist mir genau so etwas passiert. Wir hatten ein Meeting, zum Glück nur mit meinen 5 engsten Mitarbeitern. Weil sich die Chance grade ergab, wollte ich ein bisschen mit meinen Vietnamesischskills angeben und sagte: "Làm on, giam gỉam giá cho tôi", was so viel bedeutet wie "Bitte senken sie den Preis für mich" und eigentlich eine sehr hilfreiche Vokabel ist. Als jedoch alle furchtbar anfingen zu prusten und zu lachen und ich etwas verzweifelt und verwirrt fragte was denn Sache sei, stellte sich heraus, dass ich dank meiner schlechten Aussprache wohl gerade gefragt habe, ob ich Pornoflimchen schauen dürfte.
Mir wurde dann ein bisschen schlecht, in dem Gedanken wie oft ich den Satz schon auf der Straße benutzt habe. Gut, dass die Vietnamesen einem nie etwas übel nehmen! :)