Samstag, 22. November 2014

Das Gefühl gebraucht zu werden: Arbeit im Waisenhaus



Hallo meine Lieben!
Nach langer Zeit melde ich mich mal wieder, es gibt Neuigkeiten: Ich habe ein neues Projekt.
Die letzte Zeit war eine sehr schöne. Die Arbeit bei VPV macht Spaß und ist sehr vielfältig, was mir persönlich aber einfach immer ein bisschen gefehlt hat, war die direkte, persönliche Arbeit. 

Deshalb habe ich beschlossen, zusätzlich noch zweimal die Woche zusammen mit Esther in einem Waisenhaus zu helfen.

Das Dorf. Die Kinder leben in Art "Familien" mit Ersatzmüttern in den kleinen Häusern

Das Waisenhaus ist eigentlich eher ein kleines „Waisendorf“ und befindet sich eine Stunde außerhalb von Hanoi in wirklich schöner Umgebung zwischen der Ba Vi und Yen Bai Provinz. Die Kids hier sind zwischen 0 und 20 Jahre alt. Alle von ihnen sind Vollwaisen und haben ein Großteil oder sogar ihr ganzes Leben im Heim verbracht. Viele der Kinder haben ihre Eltern durch AIDS verloren und sind nun selbst mit HIV infiziert. Wie hoch die Ziffer ist wissen wir nicht, sollen wir auch nicht, da diese Kinder keine Sonderbehandlungen bekommen sollen. Das Ganze erfordert natürlich aber eine gehörige Portion Fingerspitzengefühl, vor der ich im Vorhinein gehörigen Respekt hatte. Nachdem ich jetzt aber zweimal dort war, muss ich sagen, dass der Umgang so unkompliziert ist, dass ich diesen Respekt sehr schnell abgelegt habe.

Unsre Klasse mit Tung Anh (links) der uns unterstützt und einer wissbegierigen Lehrerin (nicht ganz so links), die immer am Unterricht teilnimmt.

Außer um zu einer nahegelegenen Schule zu gehen ist es den Kids nicht erlaubt das Gelände zu verlassen. Woran das wirklich liegt wissen wir nicht, womöglich ist die Angst sich mit HIV anzustecken in der Gesellschaft ziemlich groß. Das Ergebnis ist jedoch, dass vielen Bewohnern der Bezug zum realen Leben außerhalb der Mauern total fehlt. 
Die Bill Clinton Stiftung unterstützt die Kinder, jedoch nur bis sie volljährig sind. Das heißt danach werden die Kinder ohne jeden Anhaltspunkt, Familie, Geld oder Berufsausbildung überspitzt gesagt rausgeschmissen und in die Stadt geschickt, die Überforderung ist dabei wohl vorprogrammiert. Deshalb werden im Moment eine persönliche Begleitung der Jugendlichen ins echte Leben aufgebaut und sogenannte "Community Classes" eingerichtet, in denen die Jugendlichen für uns ganz alltägliche Dinge lernen.

Esther und Ich unterrichten eine Klasse von 20 Jugendlichen zwischen 12 und 20 Jahren. Das Englisch-Niveau ist durch den Altersunterschied sehr unterschiedlich, alle Kinder sind aber sehr wissbegierig und helfen sich auch untereinander, was das unterrichten wirklich angenehm macht. Wir sehen unsre Aufgabe aber nicht nur in der Wissensvermittlung, sondern auch darin die Kinder immer wieder positiv zu verstärken und so Selbstvertrauen aufzubauen, das bei vielen leider nicht so ausgeprägt ist.

Das Klassenzimmer

Die Arbeit macht echt sehr viel Spaß. In der Pause spielen wir Fußball und das letzte Mal habe ich meine Ukulele (die mir mein lieber uns verlassender :'( Freund Uffe vermacht hat) mitgebracht. 
Ich denke, das wir in dem Jahr eine enge Verbindung zu den Kids aufbauen können. Nur das Namen lernen wird schwierig: Als wir sie gebeten haben ihre Namen auf Schildchen zu schreiben, kamen nur Phantasienamen wie "Donald Messi" und "Manchester" dabei heraus :D

Teeanbau auf dem Gelände. Auch die Kinder helfen hier ab und zu. Direkt daneben ist ein Heim für ehemalige Prostituierte und eines für Drogenabhängige.
Ich mache die zusätzliche Arbeit wirklich gern. Ich habe das Gefühl sie erfüllt den letzten Part meiner Motivation, meiner Erwartungen; Liebe zu teilen und am Mann zu helfen, das Gefühl zu haben wirklich gebraucht zu werden. Die Kinder und auch die Verantwortlichen sind sehr froh, dass wir ihnen helfen und wir werden sehr herzlich empfangen. Anscheinend ist es nicht leicht Lehrer oder gar Freiwillige zu finden, die bereit sind soweit außerhalb der Stadt zu unterrichten.
Ich muss sagen, es tut gut ab und zu aus der Stadt rauszukommen und die Landschaft in nächster Umgebung ist schön und verlassen. Die andere Seite der Medaille ist jedoch, dass die Fahrt wirklich sehr lang und nur mit einem Motobike zu machen ist. Wir sind für die 2h Unterricht zusätzliche 3 Stunden unterwegs. Das nächste Mal werde ich die Fahrt mit meinem eigenen Roller versuchen, der jedoch eigentlich nicht für das Terrain gemacht ist. Wie das ganze dann im Winter wird, müssen wir
Schnappschuss vom Rücken eines Motobikes: Auf dem Weg nach Hause :)


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