Sonntag, 6. August 2017

Wieder da, nur woanders

Hier bin ich wieder - die bekannte warme, feuchte Luft, die Gerüche so anders, intensiver verbreitet als die Luft daheim; die bekannten Gerüche - gebratenes Hühnchen, fritierter Reisteig, Straße. Der bekannte Gerucht ist da, die Geräusche der Straße sind jedoch andere. Weniger Hupen, weniger Motobikes, mehr Autos. Singapur, nicht Hanoi.


Hier hat es mich also hinverschlagen. Am Yale-NUS College an der National University of Singapore werde ich 5 Monate, ein Semester verbringen. Das hier das sympatische Chaos das ich aus Hanoi kenne nicht so vorherrscht war sofort sichtbar, als uns Derek, der im letzten Semester Austauschstudent in Freiburg war, vom Flughafen abholte. Interessanterweise ist der Straßenverkehr auf diese Weise meist der erste Eindruck den wir von einem Land bekommen. Und öfters anscheinend ein aussagekräftiger. Manche erinnern sich vielleicht noch an meine emotionale, fast hysterische Beschreibung meines ersten Verkehrserlebnis' in Hanoi in meinem ersten Blogeintrag aus Vietnam (http://jannisinvietnam.blogspot.sg/2014/08/metaebene-in-mir-selbst.html). Dieser Erlebnisfaktor blieb dieses Mal aus, wohl weil sich im Singapurianischen Verkehr Elemente aus den beiden mir bekannten Verkehrskulturen wiederfinden: Die breiten Straßen mit klaren Spuren und Verkehrsregeln, und dennoch fährt jeder sein eigenes Tempo auf jeder Spur, Überholungen, kleine Machtkämpfe. Weniger emotional, aber vielmehr analytisch war auch diese erste Begegnung interessant. Ich bin gespannt, ob sich meine ersten Verkehrserlebnis in meinem größeren Bild der Kultur bestätigen.

Wenn nicht Vietnam, so ist es doch wieder Südostasien geworden. Wieso eigentlich? Sehr vereinfacht, kann das ganze auf eine Entschiedung zurückführen, die ich vor 3,5 Jahren nicht einmal selbst getroffen habe: Die Entscheidung meiner Entsendeorganisation ICJA mir einen Freiwilligenplatz in Vietnam anzubieten, und nicht in einem der anderen Länder auf meiner Präferenzliste: Costa Rica, Uganda... Wie würde mein Leben sonst aussehen? Es ist wohl selbsterklärend, dass die Erfahrung als junger Erwachsener das erste mal ganz und gar in eine komplett fremde Kultur und Aufgabe geworfen zu werden emotional prägend sind. Doch neben der emotionalen Prägung, halte ich die Region vor allem für sehr, sehr spannend. "Ich habe Südostasien als dynamische Region mit rapidem Wachstum erlebt, in der aber die Frage nach humanitärer und nachhaltiger Entwicklung immer wichtiger wird", schrieb ich in meiner Bewerbung für das Praktikum in Hanoi letztes Jahr. In diesem Semester möchte ich Südostasien also von einer akademischen Seite begegnen. Wenn bei der Kurswahl morgen alles nach Plan geht, werde ich mich unter anderem mit der jüngeren Geschichte der Region und den philosophischen Grundsätzen der Gesellschaft beschäftigen. Ebenso, um die Brücke zu schlagen, werde ich mein Vietnamesisch auffrischen, in Vorbereitung dafür in naher Zukunft auch mal wieder diese andere Südostasiatische Luft zu atmen, die auch Hupgeräusche und Motobikelärm mit sich trägt. :)

Ich werde mich hoffentlich bald wieder melden um ein bisschen was zu meinem Leben auf dem Campus mit euch zu teilen. 

Grüße!

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