Dienstag, 20. Januar 2015


Die Arbeit plätschert so ein bisschen vor sich hin. Ich schneide mal wieder Videos, diesesmal ein Kultur-vorstell.Video für die Orientierung, möglichst witzig. Leider hat man nach stundenlangem Schneiden irgendwann überhaupt gar keine Vorstellung mehr davon, was davon denn nun noch witzig sein könnte und was nicht.
Ins Waisenhaus gehen wir gerade mal für zwei Wochen lang nicht. Unsere unterstützende Organisation braucht anscheinend Zeit zum "Reflektieren und Orientieren", worüber ich mich grundsätzlich nicht beklagen will, scheint es doch hier oft gerade genau daran zu Mangeln.
Dafür hatte ich heute das erste mal wieder den VPV English Club hier bei mir im Haus, Runde 2 ist also gestartet mit 8 wissbegierigen Studentinnen (ja tatsächlich nur -innen). Von Runde 1 ist nur eine geblieben und das ist witzigerweise die, die ich vorher als Unmotivation in Person beschrieben hätte.


Ein neues Projekt ist in Aussicht, dass ich unter meine Fittiche nehmen werde. Geplant ist eine Art auf Selbsterfahrung basiertes Diskussions-, kritisches Denken - und Meinungsbildungstraining, dessen genauer Ablauf jedoch noch unklar ist. Grundsätzlich find ich das aber sehr notwendig und wichtig hier und möchte das deswegen auch (so weit ich das kann) professionell planen.

Ab Montag sind wir dann auf Mid term evaluation camp, auf dem wir quasi unser Halbjahreszeugnis ausstellen und ausgetellt bekommen.
Die Hälfte soll schon rum sein? Das ist doch wirklich unglaublich.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Wenn dreie eine Reise tun - 2 Wochen unterwegs

!Achtung Baustelle - Dieses Großprojekt steht wegen Mangelnder Zeit noch in Bearbeitung. Der Eröffnungstermin musste auf 2016 verschoben werden. Vielen Dank für Ihr Verständnis - Achtung Baustelle!

Die vergangenen zwei Wochen waren wirklich atemberaubend. Ich komme gerade aus dem tropischen Saigon zurück ins graue Hanoi und stecke irgendwo zwischen absolutem Mitteilungsbedürfnis, erfachter Abenteuerlust und der großen Lust mich einfach für 2 Tage ins Bett zu hauen.
Das Mitteilungsbedürfnis rührt daher, dass wir, ich, mein Bruder Niko und meine Mutter Anne auf unserer Reise durch Kambodscha und den Süden Vietnams unglaublich viele Erlebnisse machen durften. Abenteuerlust, da ich einfach immer mehr Lust bekomme dieses Land und Leute von innen zu begreifen. Bett, weil zwei Wochen auf den Füßen eben doch sehr anstrengend sind.

Faszination Angkor

5 Tage lang habe ich also versucht meiner Familie begreiflich zu machen, wie mein Leben in Hanoi denn so ist. Irgendwie eine seltsame Aufgabe, man fühlt sich verpflichtet das als besonders darzustellen, dass für einen selbst Alltag ist. Die beiden haben sich jedoch als gute Lerner herausgestellt und nun einen Einblick bekommen, der über die puren Worte die ich hier für alle öffentlich zugängig zur Verfügung stelle, hinaus geht. Das zu beschreiben ist oft nämlich denkbar schwer.
Samstag morgen ging es dann auch für mich in den Urlaub, mit dem Flugzeug flogen wir ins südwestliche Nachbarland Kambodscha, genauer gesagt nach Siem Reap. Eine kleine Stadt die als Tor für eine andere Stadt dient, die einst die größte der Welt war: Angkor.
Angkor war vor knapp 1000 Jahren die Hauptstadt des riesigen Khmer-Reiches. Für alle die davon noch nie gehört haben: genau das ist das unglaublich interessante. Diese Hochkultur war für mehr als 500 Jahre verschollen und wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt. Entsprechend viele Rätsel ranken sich um diese Stadt, über ihren Aufstieg mitten im Dschungel und über ihren Niedergang im selbigen, durch den nichts übrig blieb außer hunderte von Tempeln aus Stein, die nach und nach wiederentdeckt wurden.
Das Highlight haben wir sofort am ersten Tag in Angriff genommen und als die weltbekannte Silhouette von Angkor Wat vor den Augen auftauchte war das schon ein ganz besonders majestätischer Moment. Angkor Wat ist der größte Tempel der Welt, der zwar hinduistischen Ursprung hat, bald danach Heiligtum der Buddhisten wurde und auch heute noch ist.Tatsächlich waren buddhistische Mönche die einzigen die über all die hunderte von Jahren an diesem Platz blieben.
Angkor Wat








Das Gesicht des Erbauers, Jayavarman des 7.,
Lost
Angkor Wat und der dich mit 100 Gesichtern anstarrende Bayon-Tempel von Angkor Thom haben mich architektonisch sehr beeindruckt, bei den anderen Tempeln, die wir die nächsten Tage besichtigen durften, liegt der Reiz eher wo anders. Vor allem im vom Dschungel verschlungenen Ta Prohm, indem unter anderem Tomb Raider gedreht wurde, kann man die Faszination spüren, die der französische Forscher Henri Mouhot vor 150 Jahren verspührt haben muss als er die Tempel "wiederentdeckte". Vielleicht werde ich ja doch Historiker oder Archäologe.
Nach den 3 Tagen an dieser Stelle, an der man gut und gerne auch eine Woche verbringen kann, ist mir vor allem eines zum Denken übrig geblieben. Die Parallelen zwischen diesem uralten Reich und der modernen Zivilisation sind meiner Meinung nach beachtlich. Ein Reich, dass es geschafft hat, durch ein unglaublich cleveres Wasser-Kanal-System die Divergenz zwischen Trocken- und Regenzeit nicht nur einzudämmen, sondern für sich zu nutzen und dadurch zu großem Reichtum aufzustreben. Dann aber eine Selbstüberschätzung, ein König der Tempel um Tempel baut, der riesige Gebiete abholzen lässt, die Kraft der Natur aus den Augen lässt und Kriege treibt. Und letztlich ein Klimawandel der das ganze Gleichgewicht zum wanken bringt und die Menschen letztlich dazu zwingt, ihre Hauptstadt zu verlassen und sie der Natur zurückzugeben, in der sie nach und nach wieder verschwindet. Wer diese Geschichte näher untersucht kommt wohl nicht darum herum, darin einen Apell zu sehen.
Siem Reap an sich ist natürlich unglaublich touristisch. Unglaublich viele Kinder die dir mit beinahe weinenden Rehaugen kaltes Wasser für "ooooone dollaaaaaar" anbieten und natürlich auch sehr viele Besondere um 5 Uhr morgens zum Sonnenaufgang über Angkor Wat. Ansonsten ist das Gebiet aber so groß, dass sich alles etwas verläuft und wir unsere Zeit auch mit Rikschafahren und Feierabendbier bei 30 Grad gut genießen konnten (oder auch nicht: "Alter! Warum schwitz ich schon wieder so?" - Niko).









 

 

 

 

Silvester in der Hauptstadt: Phnom Penh

Der Königspalast
Nachdem wir also 3 Tage in westlichem Standart und Tourismus pur in Siem Reap verbrachten, sahen wir auf unserer Busreise in die 6h entfernte Hauptstadt Phnom Penh das andere Gesicht Kambodschas. Zusammengefallene Holz- und Blechhütten mit Großfamilien davor, eine ungeteerte Hauptverkehrsstraße die den Namen "Straße" keinen Falls verdient hat - die Armut ist deutlich zu erkennen, noch einmal um einiges stärker als in Vietnam.
In Phom Penh angekommen fanden wir nach einigen Querelen unser wirklich verstecktes Paradies - das "You Khin Guesthouse". Die Besitzerin, pensionierte Englischlehrerin, hat es ich zur Aufgabe gemacht das Lied "I'd like to build the world a home" (meine Chorleute werden sich an den Song erinnern) in die Tat umzusetzen und beherbergt in diesem Guesthouse unter anderem auch 10 Waisenkinder.


Am Silvesterabend gönnten wir uns zu dritt ein schönes westliches Dinner und einen Cocktail direkt am Fluss und liefen danach in Richtung Königspalast. Auf dem Platz vor dem Palast fanden wir eine sehr ausgelassene Stimmung. Kinder spielten Ball, Familien saßen auf ihren Decken und schlürften nicht etwa Sekt sondern - jetzt kommts - Eier. An diesem Abend wurden so viele Eier gegessen, das muss irgendwie ein Teil der Tradition sein.
Nachdem wir das Feuerwerk am Flussufer genossen, ging ich allein noch ein bisschen feiern und ins neue Jahr tanzen - die anderen waren dafür zu müde.
Einer der wenigen Überlebenden des Gefängnisses


Immerhin stand am nächsten Morgen komplettes Kontrastprogramm auf dem Plan. Die älteren und politisch interessierten dürften wissen, dass Kambodscha in jüngster Vergangenheit ein sehr schwarzes Zeitalter hatte - das der sogenannten roten Khmer. Diese ultrakommunistische Vereinigung ließ vor ca. 35 Jahren jeden hinrichten der auch nur den Anschein von Intelekt hatte - dafür reichte auch schon eine Brille auf der Nase. So starben ca. 3 Millionen Menschen, die Stadt Phnom Penh war komplett leergeräumt. Das Tuol Sleng oder S21 Gefängnis, das wir besuchten, schickte mir wirklich mehr als einen kalten Schauer den Rücken runter - mit Bildern verschone ich euch.

Auf dem Fluss der 9 Drachen: Mekong Delta

Von Kambodscha ging es wieder nach Vietnam - dieses Mal in den äußersten Süden. Hier spaltet sich der Mekong, der sich vorher schon den Weg durch 5 andere Länder bahnte, in ein breites Schwemmland auf - die "Reisschale Vietnams". Hier sind die vielen Kanäle und Flüsse nicht nur Wohnort und Transportionsweg, sondern auch der Haupthandelspunkt. Die Delta-Hauptstadt Cần Thơ war für uns Ausgangspunkt für eine Bootstour zu den schwimmenden Märkten.
Witzigerweise erkannte ich unseren Tourguide am frühen Morgen (5Uhr!) direkt wieder. Am Abend vorher hatten wir uns nämlich schon auf eine Foodtour verabredet, die sie aber kurzfristig platzen ließ. Allerdings war sie zu schüchtern das zuzugeben, letztenendes habe ich in Quyen aber eine gute Freundin und eine gratis Tour für meinen nächsten Besuch im Mekongdelta gewonnen. :)
Insgesamt scheinen die Uhren zwischen den Flüssen ein bisschen langsamer zu ticken, was wirklich Balsam für die Seele war. Deshalb gönnten wir uns noch eine Nacht in einem "Homestay" irgendwo im nirgendwo mit Fahrrädern und Hängematten, bevor es am nächsten Morgen in die Metropole Saigon ging.


gescheitertes Reisnudel-Backen