Lange lange wurde ich gefragt: Was tust du denn in Vietnam? Lange lange musst ich antworten: So genau weiß ich das leider noch gar nicht.
Es gibt Neuigkeiten: Ich weiß es jetzt! Naja, also zumindest so ein bisschen:
Mein Projekt in der Hauptstadt Hanoi nennt sich „Sustainable Development
Challenges“, kurz SDC, was auf Deutsch mit „Herausforderungen der Nachhaltigen
Entwicklung“ übersetzt werden kann.
Was auf den ersten Blick relativ nichtssagend wirkt ist
meiner Meinung nach auf den zweiten Blick unglaublich interessant und spannend,
da das Projekt soziale Gesichtspunkte mit gesellschaftspolitischen vereint.
Um das Projekt zu verstehen ist es wohl notwendig einen kurzen
Blick auf die vietnamesische Gesellschaft zu werfen, insofern ich das überhaupt
kann, ich als Fremder, als „Langnase“, der noch nie in diesem Land war.
Fest steht: Die Vietnamesen sind sehr friedfertig und
genügsam, worauf ich mich im Grunde genommen sehr freue.
Dadurch und auch durch die sozialistische Prägung des Landes
ist kritisches Denken jedoch in Vietnam eher verpönt, über Politik und
Gesellschaft wird kaum gesprochen.
SDC versucht dies ein wenig zu ändern. Gemeinsam mit den
Jugendlichen vor Ort werden die gesellschaftlichen Probleme in Theorie und
Praxis aufgearbeitet und den Jugendlichen eine kritische und nachhaltige Sicht
nahe gelegt.
Das geschieht auf 3 Ebenen:
- Zum einen durch Seminare. Dabei werden mit den Jugendlichen bei von Universitätsprofessoren begleiteten Vorträgen, Gruppendiskussionen und Workshops Themen wie kritisches Denken oder Menschenhandel aufgearbeitet.
- Diese Seminare werden durch sogenannte „Community Actions“ begleitet, in denen das Gelernte gleich praktisch umgesetzt werden kann. Diese Community Actions sind zweitägige soziale Aktionen im direkten Umfeld des Projekts. So verteilten die Jugendlichen im letzten Jahr zum Beispiel Kleider an Bedürftige, halfen Waisen beim Aufbau einer Pilzfarm oder renovierten ein Schulgebäude.
- Das Dritte ist ein Jugendcafé das zusammen mit autistischen Jugendlichen betrieben wird und als sozialer Treffpunkt für die Jugendlichen fungiert. Die Behinderten sollen somit als wertvoller Teil der Gemeinschaft integriert werden, was in Vietnam leider nach wie vor alles andere als selbstverständlich ist.
Wie ihr seht ist das Projekt unglaublich vielfältig und
wertvoll und ich bin sehr gespannt wo ich dort meinen Platz finden werde, vor
allem da es ein Projekt ist, das noch im Aufbau steckt.
Ich freue mich auf jeden Fall sehr auf die Zeit dort und
versuche möglichst unbefangen und offen diese Herausforderung anzunehmen.
P.S.: Gern würde ich euch noch mehr erzählen, euch Bilder
zeigen oder mein Wohnsituation erklären. Allerdings kann ich das erst tun wenn
ich die Informationen selbst habe, was wohl so ziemlich auf meine Einreise nach
Vietnam fallen wird. ;)
Im Ernst, noch ist einiges im Unklaren, was die Spannung die
sich eh schon in mir aufbaut nicht gerade verringert. Naja, ich sehe das nun
einfach als Übung für die vietnamesische Lockerheit, der ich im nächsten Jahr
so oder so begegnen werde.